Top Travestie

Diese beiden sind echt ’ne Nummer, das weiß man inzwischen in Kaufbeuren. Und so hatte das Travestie-Duo Mandy & Kilian auch wieder entsprechenden Zulauf bei seinen beiden Auftritten im Uncle Satchmo’s. Kein Wunder, garantiert das Duo doch nicht nur androgynes Knistern, sondern auch eine ausgefeilte Performance.

03./04.05.2008

Foto: Wild

Blue Night mit der Blue Note Blues Band

Blue Night mit der Blue Note Blues Band

Tanzend durch die blaue Nacht

„Blue Night“ 1300 Musikfreunde in den Kneipen – und auf den Straßen bleibt es ruhig

Kaufbeuren Samstagnacht gegen halb elf. Die Kaufbeurer Fußgängerzone wirkt wie ausgestorben. Nur das Summen der Klimaanlagen ist zu hören. Weit vorn klackern Stöckelschuhe übers Pflaster. Die Mädels sind auf der Suche nach dem guten Sound – und liegen richtig: Zwei Blocks später dringt das erste Brandungsrauschen ans Ohr: Ein leises Musikgeplätscher im Meer der Stille. Beim Stadtbrunnen dann endlich: „Land in Sicht“. Die Musik wird lauter, die Menschen ausgelassener. Der Strand der „Blue Night“-Hauptinsel ist nur noch 100 Meter entfernt.

Drei Bands spielen dort – in drei verschiedenen Kneipen, die zur festen Einrichtung der „Blue-Night“ gehören. Die Auswahl an der Ecke Kaiser-Max-Straße/Am Breiten Bach: Samba mit „Bem Brasil“ in „Carlo’s Bar“ und im Partyzelt auf der Straßenseite, feiner Swing mit „Long Island Ice T.“ im „Hof-Café“ und deftigen Rock’n Roll mit den „Grooveties“ im „Hirschkeller“. Ringsherum, auf den Straßen der Altstadt, ist wenig los. Kaufbeurens Live-Musikveranstaltung, spielt sich trotz frühsommerlicher Temperaturen und 1300 verkaufter Eintrittskarten überwiegend in den neun teilnehmenden Kneipen ab.

Nur eine Gruppe (leider mäßig begabter) Nachwuchs-Jodler zieht laut juchzend in Richtung Rathaus. Eine Zwischenetappe, denn ganz in der Nähe spielt einer der musikalischen Geheimtipps der 2008er „Blue Night“: Im „el Greco“ ist es pumpvoll – alle wollen die Band „for2go“ erleben. Nicht jeder schafft es wirklich nach oben, da steppt der Bär. Doch auch unten im Rosental ist das Stimmungs-Trio gut zu hören. Zum ersten Mal dabei und gleich heftig besucht: Das „Café Valentin“ in der Neuen Gasse und das „Café am Fünfknopfturm“. Den Afraberg hinauf ist Kondition gefragt, doch der Blick vom Fuß des Fünfknopfturms übers nächtliche Kaufbeuren entschädigt für die Plackerei. Drinnen im Café spielt „W.O.X. Entertainment“, doch bis zur Band vorzudringen ist schier unmöglich. Das klappt auch bei der zweiten „Newcomer“-Kneipe des Abends nur mit Mühe: Leute mit Platzangst sind im „Café Valentin“ definitiv am falschen Ort. Conny, Gary und Otto, die ihre Initialen im Bandnamen „C.G.O“ verewigt haben, machen mächtig Laune. Bei den Nachbarn in der „Weinstube Platz’l“ sorgt „Next 2U“ für Druck. Draußen auf der Neuen Gasse mischen sich die Gäste der beiden Kneipen zu einer großen Partygruppe.
Der Stilrichtung treu bleibt man im Uncle Sachtmo’s: Zur „Blue Night“ gehört Blues – vom Feinsten natürlich: Deshalb wurde die Münchner „Blue Notes Blues Band“ engagiert. Eine Combo, das steht nach einem Blick ins Publikum fest, auf junge und hübsche Damen eine geradezu magnetische Anziehungskraft ausübt. Über zu wenige Gäste und weibliche Fans kann sich auch „Pistol Pete & The Dixieland Highgrass Band“ nicht beklagen. Die Nachwuchsband spielt im „Dicken Hund“ auf – und das sehr professionell.

Erfreulich der reibungslose Verlauf der Großveranstaltung. „Total friedlich“ meldet der Veranstalter – was die Polizei bestätigt: Im Verlauf der Blue Night wurden die Streifenwagen zu keinem außerplanmäßigen Einsatz gerufen.

 

Allgäuer Zeitung, 26.04.2008, Otto Fritsch

Foto: Band

Jazzige Weihnacht

Jazzige Weihnacht

„Jingle Bells“ & Co. Max Greger jr. und seine Band im Uncle Satchmo‘s

Wenn einem mehr oder weniger swingende, vorwiegend amerikanische Weihnachtslieder beim adventlichen Geschenkkauf um die Ohren gehauen werden, dann ist man irgendwann so genervt, dass man innerlich abschaltet. Eigentlich schade um die Musik, die in ruhigen Momenten mit authentischem Sound gut genießbar ist. Vergangenes Wochenende hatte man im Uncle Satchmo‘s die Gelegenheit dazu, denn Max Greger jr. und seine Band boten mit „Swinging Christmas“ beste Unterhaltung.

Nur äußerlich unterkühlt

Auch wenn draußen die Schneeflocken nur in zählbarer Menge niedergingen, fühlte man sich in „Sleigh Ride“, Leroy Andersons unnachahmlicher Beschreibung einer Schlittenfahrt, gleich in die passende Stimmung versetzt. Max Greger garnierte am Keyboard seine Melodien mit bisweilen höchst virtuosen Koloraturen und ließ auch mal harmonisch die Zügel fahren. Rocky Knauer aus dem kanadischen Vancouver zeigte, das Coolness nur äußerlich zu den Haupteigenschaften eines Bassisten gehört. In seinen melodisch einfallsreichen Soli bewies er, dass er mehr kann als nur das harmonische Fundament legen. Schlagzeuger Max Kinker, einziges Band-Mitglied aus „usA“ (,‚unserem schönen Allgäu“) hielt sich zu- nächst noch vornehm zurück. Vor der Pause zeigte der Marktoberdorfer jedoch mit einem fulminanten Solo, was in einer jazzigen Version von „Jingle Bells“ so alles möglich ist.

Die drei blieben nicht unter sich, sondern wurden von drei recht unterschiedlichen Gesangssolisten begleitet. Nina Michelle, wie Knauer auch aus Vancouver, präsentierte sich mit leicht rauchiger Stimme und viel Volumen bei „Have yourself a merry little Christmas“ oder „Frosty the Snowman“, das melodisch wohl nicht ganz zufällig dem Lied vom rotnasigen Rentier Rudolph ähnelt.

Bluesig wurde es beim Auftritt des optisch und stimmlich schwergewichtigen Amerikaners Anthony Bullock. Auch zu ironischen Zwischentönen war er mit seiner wandlungsfähigen Stimme in der Lage, beispielsweise in „I saw Mommy kissing Santa Claus“. Ohne übertriebenes Sentiment sangen beide die Ballade „I‘ll be home for Christmas“, bevor der Drummer in „Jingle Bells“ die Aufmerksamkeit auf sich zog und dabei mit Body Percussion ebenso aufhorchen ließ wie mit Anspielungen auf Maurice Ravels „Bolero“.

Maximilian Rudolf Sebastian Greger, Enkel und angehender Jurist, komplettierte mit natürlichem Stimmtimbre und viel Swing-Feeling die Sängerriege. Auf der Gitarre brauchte er sich ebenfalls nicht zu verstecken. Im Duo mit Anthony Bullock machte er im abschließenden „Run Rudolph Run“ von Chuck Berry, immerhin ein Altersgenosse seines Opas, auch als Rocker eine gute Figur.

 

Allgäuer Zeitung, 14.12.2007 – Joachim Buch

Foto: Joachim Buch

Durchsichtig gestrickt

Kaum Überraschungen beim „Männerschlussverkauf“

Kaufbeuren Die Realität ist unbarmherzig, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Gisela Mang ist verzweifelt: Irgendwo muss er doch stecken, der Mann ihrer Träume. Alles hat sie schon versucht, immer vergebens. Jetzt soll ihr Frau Möbenbach im Kampf gegen das Alleinsein helfen. Die ist ja nicht umsonst Psychologin. Die wird schon eine Lösung finden, denkt sie.

Doch schon im ersten Akt von „Männerschlussverkauf“ wird klar – es kommt ganz anders: Supermann ist und bleibt nur eine Illusion. Gerade diese Vorhersehbarkeit des Stücks von Johannes Galli ist zugleich eine seiner größten Schwächen. Überraschungen bleiben aus, der Erkenntnisgewinn geht gegen Null …

Übrig bleibt beim „Männerschlussverkauf“ also nur der Spaß an Situationskomik und lustigen Dialogen — immer vorausgesetzt, die pädagogisch angehauchte Zwei- Frauen-Komödie ist entsprechend besetzt.

Applaus beim Kostümwechsel

Bei der Aufführung des Theaters Greifenberg im Jazzkeller „Uncle Satchmo‘s“ konnte aber nur Simone Mutschler als Psychologin Möbenbach wirklich überzeugen. Ihre Partnerin Helga Buchmann fiel im Vergleich zu ihr deutlich ab. Applaus erhielt die aparte Blondine dafür beim Kostümwechsel, den das Greifenberger Theaterduo zum wesentlichen Bestandteil der Komödie ausbaute. Retten konnten die minutenlang zelebrierten Verwandlungen …

 

Allgäuer Zeitung, 14.07.2007 – Otto Fritsch

Foto: Langer

Verflixtes Schönwetter

Verflixtes Schönwetter

Keine Chance für den Keller-Auftritt von „Zydeco Annie“

Oben im Biergarten brummt’s, aber im kühlen Adlerkeller sitzt nur eine Handvoll Fans. Gegen die Frühlingssonne hat auch heißer Südstaaten-Sound keine Chance. Beim Blick auf die leeren Stühle im Uncle Satchmo’s muss Zydeco Annie“ erst mal durchschnaufen. Dann reagieren Anja Baldauf und ihre vier Musikerkollegen professionell: „Jetzt san ma scho mal do, jetzt wird auch g’spielt“, meinen die „Swamp Cats“.

Bei freiem Eintritt gibt’s vier Stücke im Kellergewölbe, für den Rest des Abends ziehen die „Swamp Cats“ um, spielen im Freien. Zwar ohne Schlagzeug und Verstärker, aber dennoch eine prima Generalprobe für einige Open-Air-Konzerte auf ihrer Tour, bei der die Band in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und bei den „Harmonica Days“ in Prag auftreten wird.

Mit oder ohne Strom, die stilistische Bandbreite der Combo ist beeindruckend. Swing, Blues, Boogie, Rock’n’Roll – alles dabei. Die Hauptrolle spielt aber der klassische Zydeco, die heftige Mixtur aus kreolischen Rhythmen und alpinen Akkordeon-Klängen, die Auswanderer aus Deutschland und Frankreich einst mit nach Louisiana brachten. Eine schwungvolle Tanzmusik, die Lebensfreude pur vermittelt und Lust aufs Steppen und Grooven macht.

Auch technisch gibt’s nichts auszusetzen. Mit Jens Ohly (Bass), Rolf Berger (Schlagzeug) und Mike Kaindl (Gitarre) stehen drei erfahrene Musiker auf der Bühne. Und Roland John, der junge Saxophonist, fügt sich nicht nur mit seinem stilechten Südstaaten Outfit prima in die Formation ein.

Explosives Akkordeon

Eine Klasse für sich ist Anja Baldauf, eine Ausnahme-Akkordeonistin aus der Nähe von Krumbach. Die Vollblutmusikerin spielt die „Ziehackn“ wie eine übergroße Gitarre: druckvoll, sicher, explosiv, einfach mitreißend. Für den – hoffentlich – nächsten Auftritt in Kaufbeuren bleibt „Zydeco Annie“ und ihrer guten Band deshalb nur schlechtes Wetter zu wünschen.

Prima Band, von der freilich kaum einer Notiz nehmen wollte: „Zydeco Annie“ Anja Baldauf und ihre „Swamp Cats“ im Uncle Satchmo’s.

 

Allgäuer Zeitung, 16.04.2007 – Otto Fritsch

Foto: Langer

Das Travestie-Duo Mandy & Kilian im Uncle Satchmo’s

„Du kannst misch ‚aben“

Kaufbeuren Im April mussten Mandy & Kylian ihre Fans noch vertrösten. Da war das Travestie-Duo selbst zwar in Kaufbeuren, doch das Gepäck lag auf einem Flughafen in Frankreich – Auftritt abgesagt. Zum Ausgleich legten die beiden nun im Uncle Satchmo’s eine Sonderschicht ein: Nach zwei knallvollen Abenden gab’s eine zusätzliche Show mit dem neuen Programm „Las Vegas“.
Schräg, schrill, frivol und unglaublich rasant, so präsentiert sich auch die neue Revue der beiden Entertainer, die im nächsten Jahr tatsächlich über den großen Teich fliegen und in Las Vegas auftreten. Die Amis können sich auf was gefasst machen, denn Mandy & Kylian stehen unter Strom. Der Takt ihrer Show ist atemraubend: Tanzen, Singen, Zaubern, Frauen anmachen, Männer verführen, Witze reißen, nach drei Minuten in ein anderes, knallbuntes Kostüm schlüpfen – alles geschieht mit spielerischer Leichtigkeit.
Auch der Draht zum Publikum ist sofort da. Alles folgt der Show begeistert, denn jeder weiß: Mandy, die scharfe Blondine auf der Bühne, ist eigentlich ein Mann. Doch nichts ist stärker als die menschliche Vorstellungskraft. Ein feuriger Cancan zum Start, ein langer Blick auf die noch viel längeren Beine, ein hellblaues Augenzwinkern, ein hingehauchtes Küsschen, und der Ehemann in der ersten Reihe bekommt rote Backen. „Ich liebe Männer mit einem L in der Mitte, so wie Hellllmut“, seufzt Mandy und zeigt ihren knallroten Schmollmund im Brigitte-Bardot-Format.

Und natürlich liebt Mandy auch Kylian, ihren Partner. Was wiederum die Frauen im Publikum gut nachvollziehen können. Denn als Monsieur Kylian zu Tom Jones und „Sex Bomb“ (fast) alle Hüllen fallen lässt, atmen nicht nur die Kellnerinnen tief durch. Auch die Damen am Zweiertisch fangen an zu tuscheln, denn der braungebrannte Stripper ist wirklich sehr gut gewachsen, wie die Allgäuer sagen. Kein muskelbepacktes ChippendaleMonster im Schnürl-Tanga, sondern ein fescher, durchtrainierter Bursch mit CasanovaBlick und einem Lächeln, das mit französischem Akzent flüstert: „Du kannst misch ‚aben.“
Frivol, doch nie schmuddelig.

Dass die frivolen Späßchen zwar derb daherkommen, aber immer fein ausbalanciert sind und nie ins Schmuddelige gehen, macht die Klasse dieses Duos aus. Auch die scheinbar mühelose Umstellung der für große Bühnen wie im Hamburger „Pulverfass“ konzipierten Choreographie auf die beengten Verhältnisse im Uncle Satchmo’s zeigt den professionellen Charakter der beiden. Selbst eine ausgereifte Magier-Nummer mit einer großen Holzbox, in der Mandy verschwindet (und natürlich unversehrt wieder auftaucht), fand irgendwie Platz auf der Mini-Bühne.

Zwei besonders starke Nummern des Duos fehlen auch im neuen Programm nicht: Mandys Metamorphose vom grausligen Teufel mit blutroten Hörnern zum sexy Engel im weißen Kleid, das auch Cher gut stehen würde. Und natürlich ihre umwerfende Tina-TurnerNummer. Die ist wirklich „saustark“, da muss man dem Publikum recht geben.

 

Allgäuer Zeitung, 07.12.2006 – 0. Fritsch

Foto: Langer