Frank Astor referierte im Podium über die Methoden der Lebensausschüttung

„Innerhalb kürzester Zeit erreichen wir ein Höchstmaß an Langzeitwirkung“, versprach Frank Astor im Satchmo’s schon bei
Beginn seines Programms „20 Methoden, sein Leben zu verplempern“. Ein Abend, der in kabarettistischer Form gleichzeitig
Workshop, Seminar und Großgruppen-Beratung sein sollte. Beim Anblick von gerade mal einem guten Dutzend Besuchern musste er
jedoch zugeben: „Okay, Kleingruppen-Beratung“.
Im eleganten cremefarbenen Complet mit roten Accessoires und selbstbewusster Ausstrahlung vor einem Flipchart stehend, stellte der Kabarettist die Frage in den Raum: „Was würden Sie tun, wenn Sie noch drei Monate zu leben hätten?“

Während das Publikum noch nachdenkliche Gesichter machte, schob Astor bereits die Anweisung „Denke eine halbe Stunde nach, diskutiere mit sechs Leuten und fasse das Ergebnis in zwei Minuten zusammen!“ hinterher. Kompliziert? Nein, einfach erstmal
den Abwasch stehen lassen! In die ersten Lacher hinein rät Frank Astor, zunächst einmal zu entspannen, denn hier könne man lernen, wie man sein Leben so richtig versaue. Wer sein Leben nicht verplempern wolle, sei an diesem Abend in der Kellerbühne sowieso am falschen Ort.

Per Summ-Feedback entlockte Astor den Zuschauern die statistischen Erhebungen, auf denen sein Kabarett basiert. Doch
Mitarbeit war auch in Übungen gefragt. Beim „Pobacken-Zusammenkneifen“ referierte er in Dozenten-Pose über die Sachzwänge
unserer Zeit. Eine weitere Lebensverplempermethode ist für Astor die Benutzung eines Computers. Welches Motiv könnte jemand
wohl haben, der vorher schon weiß, dass er mit diesem Hilfsmittel die fünffache Zeit benötigt? Zur Gitarre sang er
schließlich vom Leben, das „beschissen“ ist wie eine Hühnerleiter.

Dazwischen gab’s Anekdoten und Witze, die zwar nicht immer ganz neu waren, doch immer noch schmunzeln ließen. Besonderen
Beifall erhielt Astor für seine gelungene Imitation bekannter Zeitgenossen zur Frage: „Ein Huhn überquert die Straße. Warum?“
Dazu ließ er neben Buddha und Freud auch Kohl, Clinton und Bush referieren. In seinem Lied „Gutes Tun“ gab er dem Publikum
weitere Anleitungen: „Fremden Hundekot entfernen, den Islam näher kennen lernen! Auch an die im Abseits denken, gebrauchte
Pornos dem Altenheim schenken!“

So zeigte der im anderen Leben als Managementtrainer und Persönlichkeitsentwickler tätige Astor nicht nur
unterschiedlichste Schwierigkeiten auf, sondern bot auch unterschwellig spezifische Problemlösungen an.

Gut verpackt in Wortspielereien und Sketche waren sich die Zuschauer hinterher nicht so ganz sicher, ob sie nun einen Abend
mit Seminarcharakter verbracht hatten oder einen, bei dem das Kabarettistische im Vordergrund stand. Wie auch immer: Dem
Leben ist es egal, wie man es verplempert.

 

Allgäuer Zeitung, 6.10.2004 – Elisabeth Klein