Zwei sehr konträre Abende mit Rockmusik waren am vergangenen Wochenende im Kaufbeurer Satchmo’s zu erleben. Mit „Schinderhannes“ stellte zunächst eine zutiefst bairische Band ihre neue CD „Himmelfahrt“ vor. Den aus dem Leben gegriffenen Texten und Themen merkt man noch den „Liedermacher“-Ursprung von Schinderhannes an, bairisch – direkt gehts dabei um den blauen Himmel, Luftschlösser, Pfaffen, Dirnen und jedermannes kleine Verklemmtheiten.

Wie schon vor einem guten Jahr kam die festivalerprobte Gruppe mit minimaler technischer Ausstattung, an Schlagzeug und Baß jedoch waren mit Michael Eber und Markus Paul zwei excellente neue Musiker zu hören. Ob erdiger Groove oder Ballade mit sanften Keyboardklängen von Marco Köstler, der Sound war perfekt, und die Akzente wurden in feinster Rockermanier von Sänger und Bandgründer Hannes Ringlstetter gesetzt. Der springt, tritt und boxt in die Luft wie ein Wilder und versteht es vortrefflich, seine offensichtliche Freude an seinem Tun auch dem Zuhörer zu vermitteln. Er schafft es, ebenso frech wie freundlich, vom ersten Augenblick an in Kontakt mit dem Publikum zu sein – „wenn es hier im Club nicht funktioniert, dann funktioniert es auch sonst nirgends!“ An seiner Seite steht wie seit Jahren Gitarrist Jochen Goricnik, ruhig und oft hinter den langen Haaren versteckt, aber um so flinker mit den Fingern auf der Gitarre.

Programmatisch gänzlich anders dann der Samstag: Mit dem „Moon Orchestra“ um Sänger und Komponist Niki Hellenbroich stand viel Hi-Tech im Club. Komplex durchkomponierte Rockmusik, ein wenig an „Queen“ erinnernd, war angesagt und schöne Klangteppiche und Soundeffekte aus Thomas Oehlers vier Keyboards, etliche akustische und elektrische Gitarren von Uli Hofmann und Daniel Schusterbauer, Christoph Weigolds Baß und Dirk Feuchters umfangreiches Schlagzeug mußten am Mischer koordiniert werden.

Das Ergebnis war musikalisch beachtlich, sowohl für den Kopf in Form von ungeraden 7/4 Rhythmen, anspruchsvollen englischen Texten und schönen Arrangements als auch für den Bauch in Form satter Grooves, wobei hier die markante Gitarrenarbeit im Zusammenspiel mit den Rhythmikern hervorzuheben ist. Hier sind professionelle Tüftler am Werk, die zu Recht des öfteren schon Vorgruppe von Manfred Manns „Earth Band“ waren, zu dem auch sonst langjährige musikalische Beziehungen bestehen.

Niki Hellenbroich sang zunächst aus dem Hintergrund des Raumes, arbeitete sich langsam durchs Publikum nach vorne und versuchte durch Quizfragen und Plattenverlosung in Kontakt mit der Hörerschaft zu gelangen. Leider sind seine Entertainerqualitäten längst nicht so gut wie seine Stimme und seine Fähigkeiten als Komponist, so daß der Funke nicht so recht überspringen wollte.

23./24.11.2001 – Klaus Büttermann